Schwangerschaft mit SLE
SLE ist eine Erkrankung, die meist junge Frauen betrifft. Oft wird die Diagnose gestellt, bevor die Familienplanung abgeschlossen ist.
leben-mit-lupus Redaktion 6. März 2023
Bis vor einigen Jahren galt eine Schwangerschaft für SLE-Patientinnen noch als (zu) riskant, und es wurde deswegen oft von einer solchen abgeraten. In den letzten Jahren hat sich durch einen deutlich verbesserten Wissensstand jedoch herauskristallisiert, dass die meisten SLE-Patientinnen eine gesundes Kind zur Welt bringen, und keine oder nur milde Komplikationen während der Schwangerschaft erfahren, solange eine gute kombinierte Betreuung von rheumatologischer und gynäkologischer Seite gesichert ist. Als hilfreich erweisen sich hier die Empfehlungen der großen internationalen rheumatologischen Fachgesellschaften.1, 2
Vor der Schwangerschaft sind einige Punkte zu bedenken
Die Fruchtbarkeit
Diese ist bei SLE an sich nicht eingeschränkt; jedoch kann es durch eine Vortherapie mit Cyclophosphamid zu einer Reduktion der Fertilität kommen. Das Risiko steigt mit dem Alter und der Dosis dieses Krebsmedikaments, wenn auch kein genauer Schwellenwert angegeben werden kann.
Planung der Schwangerschaft
Da eine aktive SLE-Erkrankung ein erhöhtes Komplikationsrisiko birgt, sollte eine Schwangerschaft nur in einem ruhigem Krankheitsstadium (für zumindest 6 Monate vor Empfängnis) begonnen werden, unter stabiler Medikation. Eine Überprüfung der Medikamente und eventuelle Umstellung auf solche, die in der Schwangerschaft sicher sind, sollte demnach frühzeitig erfolgen. Eine notwendige Umstellung kann Medikamente gegen den SLE ebenso wie gegen einen erhöhten Blutdruckdruck oder gewisse Blutverdünner betreffen.
Weiters gibt es Antikörper, die durch ihre Wirkung die Plazenta (Antiphospholipidantikörper= APL) oder das ungeborene Kind (SS-A Antikörper) schädigen können. Deswegen sollten diese Werte vor der Schwangerschaft erhoben werden, um möglicherweise die Medikation diesbezüglich anzupassen.
Während der Schwangerschaft
Während der Schwangerschaft besteht ein erhöhtes Risiko für einen SLE-Schub, je nach Studie zwischen 25-65%. Die Ausprägungen der Schübe vor und während einer Schwangerschaft sind ähnlich und meist milde (Haut, Gelenke, Blutwerte), jedoch kann auch eine Nierenbeteiligung (Lupusnephritis) auftreten. Die größten Risikofaktoren für einen Schub sind eine (stattgehabte) Nierenentzündung, und eine erhöhte Aktivität der Erkrankung rundum die Empfängnis. In der Schwangerschaft ist eine Behandlung mit Kortison möglich, jedoch nur so kurz und gering wie möglich.
Eine weitere, spezifische Komplikation ist die mögliche Entwicklung eines „neonatalen Lupus“, der sich beim Kind als Herzblock äußern kann. Ursache sind mütterliche SSA-Antikörper, die sich im kindlichen Herzen festsetzen und es schädigen. Der Herzblock tritt meist zwischen der 16.-24. Schwangerschaftswoche auf und kann in 2% von Müttern mit SSA-Antikärpern vorkommen, daher sollten engmaschige Kontrollen der kindlichen Herzfunktion zumindest von der 16.-26. Woche durchgeführt werden. Die Einnahme von Hydroxychloroquin (Gabe ab Beginn der Schwangerschaft), senkt das Risiko um die Hälfte.
Neben den SLE-spezifischen Problemen, kann es auch zu einem erhöhten Risiko für einer kindlichen Wachstumsverzögerung, sowie Frühgeburtlichkeit und Schwangerschaftsvergiftung kommen. Auch hier ist das Risiko erhöht, wenn die Krankheitsaktivität bei Empfängnis erhöht war, eine Nierenfunktionsstörung besteht, oder Antiphopholipidantikörper / Lupusantikoagulans vorhanden sind. Deswegen wird meist eine Prophylaxe mit niedrig dosiertem Aspirin empfohlen, manchmal auch eine Therapie mit Thrombosespritzen (= LMWH, low molecular weight heparin).
Betreuung nach der Schwangerschaft
Oft kommt es nach der Schwangerschaft zu einem Schub, weswegen Patientinnen in den ersten 3 Monaten rheumatologisch begutachtet werden sollten. Medikamente, die während der Schwangerschaft eingenommen wurden, sind üblicherweise auch in der Stillzeit „erlaubt“. Aufgrund der gerinnungsfördernden Situation des Wochenbettes ist es besonders wichtig bei vorhandenen Antiphopholipidantikörper / Lupusantikoagulans die Aspirintherapie und LMWH (s.o.) die ersten 3 Monate weiterzuführen.
Take Home Messages:
Schwanger werden nur, wenn der SLE nicht aktiv ist
Rechtzeitig eine Umstellung der Medikamente planen
Bei vorhandenen SSA oder SBB-Antikörper Hydroxychloroquin nehmen
Bei zusätzlichen Risiken (Antiphospholipid-Antikörpern (APL) oder Lupusantikoagulans) zumindest Thrombo-ASS einnehmen
Regelmäßige Kontrollen bei Rheumatolog:in und Gynäkolog:in!
Fazit
Insgesamt kann heutzutage bei den meisten SLE-Patientinnen eine erfolgreiche Schwangerschaft erreicht werden.
Allerdings ist eine gute Planung der Schwangerschaft und eine Begleitung durch ein erfahrenes Ärzteteam aus Gynäkolog:innen, Rheumatolog:innen und Neonatolog:innen wichtig.
Verwendete Quellen
Andreoli L, Bertsias GK, Agmon-Levin N, Brown S, Cervera R, Costedoat-Chalumeau N, et al. EULAR recommendations for women's health and the management of family planning, assisted reproduction, pregnancy and menopause in patients with systemic lupus erythematosus and/or antiphospholipid syndrome. Ann Rheum Dis. 2017;76(3):476-85.
Sammaritano LR, Bermas BL, Chakravarty EE, Chambers C, Clowse MEB, Lockshin MD, et al. 2020 American College of Rheumatology Guideline for the Management of Reproductive Health in Rheumatic and Musculoskeletal Diseases. Arthritis & rheumatology (Hoboken, NJ). 2020.
Artikel geschrieben von Prof. Ruth Fritsch-Stork, Februar 2023